«Gemeinsam mehr erreichen»: Interview mit Beat Schwarz, Präsident der Regio Wil
Seit dem 1. Juni ist Beat Schwarz Präsident der Regio Wil. Der Gemeindepräsident von Sirnach bringt internationale Erfahrung, frischen Blick und viel Begeisterung für die regionale Zusammenarbeit mit. Im Interview spricht er über Chancen, Visionen – und was ihn persönlich antreibt.
Beat, du bist seit Kurzem Präsident der Regio Wil und hast bereits deine erste Vorstandssitzung geleitet. Was möchtest du als Präsident konkret bewegen – was liegt dir besonders am Herzen?
Beat Schwarz: Mit der Regio Wil möchte ich gerne das berühmte Zitat «Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile» leben. Gemeinsam können alle 22 Mitgliedgemeinden in unserem funktionalen Lebens- und Wirtschaftsraum zum Wohle der Einwohnenden mehr erreichen. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft noch stärker und intensiver zusammenarbeiten und uns dabei gegenzeitig unterstützen müssen. Zusammen mit unseren grossartigen Mitarbeitenden der Geschäftsstelle sowie meinen engagierten Vorstandsmitgliedern werden wir diesen Weg nicht nur einschlagen, sondern auch gemeinsam erfolgreich beschreiten.
Du sprichst von einer Region, die nur gemeinsam ihr volles Potenzial entfalten kann. Was bringt unsere Region heute schon besonders gut auf den Punkt – und wo siehst du Entwicklungsmöglichkeiten?
Beat Schwarz: Das Gebiet der Regio Wil verfügt schon jetzt über zahlreiche innovative und äusserst erfolgreiche Unternehmen und trägt somit wesentlich zur Attraktivität der Region bei. Mit WILWEST und den damit verbundenen neu geschaffenen Arbeitsplätzen wird die Region noch attraktiver gestaltet. Zusätzlich sehe ich für die Regio Wil noch das Potenzial, sich neben den Kernthemen Siedlungs-, Landschafts- und Verkehrsplanung auch in Themenbereiche wie (Berufs-) Bildung, Gesundheit und Freizeitgestaltung einzubringen.
Gerade bei Pionierprojekten wie WILWEST oder Themen wie Verkehr, Bildung oder Gesundheit ist eine gemeinsame Strategie entscheidend. Welche Vorteile bietet eine regionale Organisation wie die Regio Wil für die Entwicklung und Zusammenarbeit in der Region?
Beat Schwarz: Die Regio Wil kann die Anliegen und Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden aus dem Kanton St. Gallen und aus dem Kanton Thurgau bündeln und so für die gesamte Region die beste Lösung erarbeiten. Dabei haben wir auch den Vorteil, dass der funktionale Raum im Vordergrund steht – und nicht die Kantonsgrenzen.
Wenn die Kantonsgrenzen in den Hintergrund treten – wie gelingt es, die Region dennoch als Ganzes nachhaltig und sinnvoll zu entwickeln, bspw. in Bezug auf Siedlung, Landschaft und Verkehr?
Beat Schwarz: In der heutigen Zeit ist eine ideale Planung fast unmöglich, da es bereits zu viele Abhängigkeiten und Einschränkung gibt. Somit sehe ich es als unsere zentrale Aufgabe, die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu schaffen, in dem möglichst früh viele unterschiedliche Akteure in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Wenn uns dies gelingt, dann erhöhen sich die Chancen einer idealen und mehrheitsfähigen Planung.
Blick in die Zukunft: Wir schreiben das Jahr 2050 – was hat sich in unserer Region verändert?
Beat Schwarz: 2050 blicken wir mit Stolz auf das national bekannte und nachhaltig gestaltete Arealentwicklungsprojekt WILWEST. Mit Freude können wir feststellen, dass die Abwanderung von Fachkräften verhindert werden konnte und dass unsere Region über eine solide und zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur verfügt. Unsere Region hat sich zu einem lebendigen und qualitativ hochwertigen Arbeits- und Lebensraum entwickelt.
Eine starke Region lebt auch von Rückkehrern wie dir. Was hat dich bewogen, nach Jahren im Ausland wieder hier Fuss zu fassen, was hält dich hier?
Beat Schwarz: Meine internationale Tätigkeit mit vielen Auslandsreisen hat sich nicht nur positiv auf mein Eheleben ausgewirkt und somit bin ich nun wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Als Quereinsteiger vertrete ich eine unabhängige und unvoreingenommene politische Haltung, was ich als Chance für meine Gemeinde Sirnach wie auch für die Regio Wil sehe. Aufgrund meines langjährigen Arbeitens in einem internationalen Konzern in einem multi-kulturellen Arbeitsumfeld bin ich überzeugt, dass ich dem Gemeindewesen und den kantonalen Ämtern neue Impulse geben kann.
Deine Auslandsjahre waren sicherlich prägend – aber Kinder zeigen einem oft eine ganz neue Sicht auf die Welt. Du bist Vater von vier Kindern. Was hast du von ihnen zu Umwelt und Gesellschaft gelernt?
Beat Schwarz: Von meinen Kindern habe ich eine andere Sichtweise in Bezug auf umwelt- und sozialpolitische Themenbereiche erhalten. Ich erachte es als extrem wertvoll, wenn wir als Erwachse die Welt von Zeit zu Zeit auch aus der Sicht von Kindern betrachten – frei nach Motto des Liedes von Herbert Grönemeyer: «Kinder an die Macht».
Wenn du für einen Tag mit jemandem aus der Region den Job tauschen könntest – wer wäre das, und warum?
Beat Schwarz: Als vor Kurzem die Tour de Suisse durch Sirnach gefahren ist, habe ich den damals führenden Lokalmatador Stefan Küng extrem bewundert. Ein mehrtägiges Etappenrennen fordert von den Sportlern alles ab – in physischer aber vor allem auch in psychischer Hinsicht. Ich glaube, dass mir eine solche Erfahrung helfen würde, die Arbeit als Präsident der Regio Wil und als Gemeindepräsident von Sirnach ein wenig gestärkter und gelassener zu sehen.
Wir haben viel über deine Arbeit und Visionen gesprochen – aber wie sieht eigentlich ein perfekter freier Tag bei dir aus – und wo findet man dich dann?
Beat Schwarz: Im Winter ganz klar auf den Skiern und im Sommer beim Bergwandern – meistens im Alpsteingebiet oder in den Churfirsten. Die Berge vermitteln mir das Gefühl von Freiheit und tragen bei mir wesentlich zur Entspannung bei. Ebenso geniesse ich gerne eine gesellige Runde mit meinen Freunden und meiner Familie bei einem guten Essen und einem edlen Tropfen Wein.
Zum Anschluss: Wenn du unserer Region ein Motto geben müsstest – wie würde es lauten?
Beat Schwarz: Ich habe hier nicht ein Motto, sondern eher einen Slogan im Kopf: «Region Wil – die Perle der Schweiz!».