Kein Politikerprojekt, sondern eines für uns alle
Mitte Juni 2018 wurden die Politiker über das Entwicklungspotential der Region informiert, gestern, 9. Juli 2018, wurde der regionalen Wirtschaft ihr Projekt vorgestellt. Im Vordergrund stand die Frage nach dem Warum: Warum soll sich die Wirtschaftsentwicklung im Westen von Wil konzentrieren? Warum braucht es die Strassenprojekte? Und warum soll ein Unternehmen nach Wil West? Diese Fragen beantworteten Guido Grütter, Präsident der Regio Wil, Marc Mächler, Regierungsrat Kanton St. Gallen, Thomas Kieliger, Projektleiter Infrastruktur ESP Wil West, Sascha Bundi, Leiter der Abteilung Mobilität und Planung des Kantons St. Gallen sowie Stadtpräsidentin Susanne Hartmann.
Seit mehr als 10 Jahren ist der Autobahnanschluss Wil West im Gespräch. Ebenso, wenn nicht gar noch wesentlich länger, die Grünaustrasse im Osten von Wil. Jeweils als einzelne Begehren und alleinstehende Lösungsansätze für neuralgische Punkte im Verkehrschaos in und um Wil. Gemeinsam ist den Projekten, dass sie diverse Gegner haben, alleine nur eine kurzfristige Entlastung erreichen und die Anforderungen auf eine koordinierte Siedlungs- und Verkehrsentwicklung nicht erfüllen. Die Infrastrukturen geraten jedoch zunehmend an ihre Grenzen. Die Prämisse des Zersiedelungsstopps zwingt ausserdem neue Wege in der Raumplanung zu gehen. Darum wurde in den letzten 10 Jahren ein Gesamtkonzept zur Standortentwicklung erarbeitet: Autobahnanschluss Wil West, ESP Wil West und Flankierende Massnahmen zur Optimierung der Verkehrsführung in und um Wil. Ein Gesamtkonzept mit Nutzen für alle.
Der Bund sieht grosses Potential in der Region
Das Gesamtkonzept ist das Kernstück des Agglomerationsprogrammes Wil 3. Generation. Dieses wurde vom Bund als eines der Besten beurteilt und er ist bereit 37 Millionen in die Region zu investieren. Nun liegt es an uns allen (Kantone, Gemeinden, Wirtschaft und Bevölkerung) unseren Teil zu machen und dem Bund zu beweisen, dass er mit seinem Vertrauen richtig liegt. Bis jetzt lag der Fokus darin, das Projekt planerisch soweit zu aufzubereiten, dass der Bund von seinem Nutzen überzeugt werden konnte. Jetzt geht es darum, das hochkomplexe Gesamtkonstrukt aus rund 50 Einzelmassnahmen von der technokratischen Ebene zu lösen und der Bevölkerung den Nutzen der Massnahmen aufzuzeigen.
Die Region hat Potential nach Oben
Die Region hat die besten Voraussetzungen um das Tor zur Ostschweiz zu sein. Als erste Adresse im Osten, wenn man den Grossraum Zürich verlässt, trumpft die Region mit ausgezeichnetem gewachsenen Produktionsknowhow, hervorragenden KMUs und Gewerbebetrieben, engagierten Berufsleuten und entscheidenden Kostenvorteilen auf. In der Regio Wil ist Leben und Arbeiten möglich. Entscheidende Lücken bestehen jedoch in der infrastrukturellen Entwicklung. Genau diese werden mit dem Vorhaben ESP Wil West und den flankierenden, verkehrlichen Massnahmen in der Stadt Wil und den umliegenden Gemeinden geschlossen.
Für die Wirtschaft werden mit dem Gesamtkonzept entscheidende Impulse geschaffen. Mit der markanten Aufwertung des Wirtschaftsstandortes entsteht ein Wirtschaftsgebiet mit Strahlkraft über die Ostschweiz hinaus. Das hervorragend erschlossene Areal an bester Lage verfügt über Expansionsflächen mit hoher Nutzungsflexibilität für regionale Unternehmen und Neuansiedlungen. Durch die Arealentwicklung entstehen neue regionale Absatzkanäle und Kooperationsmöglichkeiten. Der direkte Zugang zur Autobahn ohne dabei ein Ortszentrum durchqueren zu müssen ermöglicht eine zuverlässige Erreichbarkeit des ESP Wil West und eine Entlastung der Gemeinden.
Mehr Lebensqualität und Arbeitsplätze für die Wohnbevölkerung der Region
Der ESP Wil West ermöglicht eine deutliche Entlastung der Stadt Wil und der tangierten Thurgauer Gemeinden vom Durchgangsverkehr dank aktiver Lenkung der Verkehrsströme an der Peripherie. Dadurch wird eine gesunde, städtebauliche Innenentwicklung ermöglicht, welche mit einem deutlichen Ausbau der ÖV- und Langsam-Verkehrsverbindungen gestärkt wird. Die bis zu 3000 möglichen Arbeitsplätze (inkl. Gloten) ermöglichen das Arbeiten und Leben in der Region und werden in Zukunft dem einen oder anderen das Pendeln ersparen.
Im ESP Wil West sollen gut durchmischt kleine bis grosse Unternehmen mit einer möglichst hohen Arbeitsplatzdichte angesiedelt werden. Eine möglichst hohe Anzahl qualifizierter Arbeitsplätze sowie Unternehmen mit nachhaltiger Firmenpolitik und Produktion sollen eine langfristig stabile und gesunde regionale Wirtschaft stärken. Deshalb sollen Nutzungen ausgeschlossen werden, die zu einer Konkurrenzierung der Innenstadt Wil führen. Insbesondere verkaufsorientierte Nutzungen mit einer Verkaufsfläche von mehr als 400 m2 sollen im ESP Wil West nicht entstehen. Ebenfalls werden keine Verkaufsflächen an Endabnehmer von mehr als 400m2 oder für grossflächige Lagerhaltung vergeben. Im ESP Wil West soll produziert, gelehrt und verarbeitet werden, deshalb sollen keine Logistikunternehmen ohne Produktions- und Veredelungsstufen oder sonstige Nebenleistungen mit geringer Arbeitsplatzdichte im ESP Wil West angesiedelt werden. Über den Gestaltungsplan welcher zurzeit in Erarbeitung ist - werden Baufelder mit unterschiedlichen Leitplanken festgelegt.
Staffelung der baulichen Arbeiten über rund 10 Jahre
Rund 45 Massnahmen bilden das Gesamtkonzept. Diese binden unterschiedliche Ressourcen finanzieller und personeller Natur. Zudem bedürfte es einer Abriegelung der Stadt, würden alle Massnahmen miteinander umgesetzt. Die Massnahmen werden deshalb über rund 10 Jahre, in verschiedene Pakete gebündelt, umgesetzt. Gemeinsam mit dem ESP Wil West werden die flankierenden Massnahmen im Westen von Wil realisiert. In einem zweiten Schritt das System für die Entlastungsmassnahmen im Osten der Stadt. Die volle Wirkung des Konzepts kann nur erreicht werden, wenn alle Massnahmen umgesetzt werden. Und Susanne Hartmann, Stadtpräsidentin von Wil, ist überzeugt, dass auch die Netzergänzung Ost (vorm. Grünaustrasse) mit neuen Voraussetzungen und überarbeiteten Projektgrundlagen in der Bevölkerung neu diskutiert werden kann.
Diverse Detaillierungen noch zu klären bis Baubeginn 2023
Nachdem das Grundgerüst mit den Infrastrukturen erarbeitet ist, kann nun mit den Detailplanungen begonnen werden. Zurzeit werden Themen wie Ver- und Entsorgung, Parkierung, Mobilität im Allgemeinen, Vermarktung etc. bearbeitet. Der Grundeigentümer, der Kanton St. Gallen, strebt ein Areal an, welches ein Leuchtturm in Sachen Energie sein soll. Der Kanton Thurgau hält klar die Planungshoheit des Gebietes in seinen Händen. Steuerfragen und andere Mittel der Standortförderung liegen in seiner Verantwortung. Der Kanton St. Gallen wird bestrebt sein, die Grundstücke zu wirtschaftlich guten Bedingungen anzubieten. Die Modalitäten sind noch in der Klärung, Interessierte dürfen sich aber gerne bereits jetzt schon melden.
Gemeinsam gut unterwegs für die Region
Der ESP Wil West ist mehr als ein Infrastrukturprojekt. Die flankierenden Massnahmen sind mehr als einfache Strassenvorhaben. In der Summe ist das Gesamtvorhaben der entscheidende Standortentwicklungsschritt für die Stadt und die Region Wil. Der Bund glaubt an den grossen Entwicklungsnutzen nun muss dieser Glaube auch in den Regionsgemeinden etabliert werden. Haben wir den Mut in die Zukunft zu investieren und gemeinsam vorwärts zu gehen. Gewinnen können wir nur gemeinsam, appelliert Susanne Hartman an die Anwesenden.
Die Folien der Veranstaltung stehen hier zum Download bereit.
Weitere Informationen über den ESP Wil West finden sie hier.