Bahnhöfe – die Verkehrsdrehscheiben in die Region
Neugestaltung Bahnhofplatz Aadorf
Anders soll er sein, der neue Bahnhof. Nachdem Schalter um Schalter geschlossen wurden, Avec-Lädelis eingezogen sind und die dunklen Unterführungen mit Glühbirnen und Pinselstrichen in heller Farbe neues Sicherheitsgefühl verleihen sollten, werden nun vielerorts in der Region die Bahnhöfe grundlegend neu organisiert, gestaltet und deren Funktion überprüft. Jüngstes Beispiel: Aadorf. Dort beginnen am 27. Februar 2023 die Bauarbeiten.
Bis 2023 muss der Bahnhof Aadorf saniert werden – Am Montag, 27. Februar 2023 beginnen die Bauarbeiten. Für Aadorf eine Chance für eine Aufwertung ihres Zentrums. Dadurch erhält die Gemeinde eine neue und ansprechende Visitenkarte. Die Passagiere des öffentlichen Verkehrs werden bei ihrer Ankunft in Aadorf herzlich empfangen und erleben eine neue und frische Atmosphäre. Das bestehende und aus denkmalpflegerischer Sicht sehr wertvolle Bahnhofsgebäude bleibt bestehen und erfährt keine Veränderung. Da der neue Kiosk nicht vor dieses Gebäude platziert werden darf, ist ein Neubau auf der gegenüberliegenden Seite geplant. Zudem entsteht ein neues Gebäude auf privatem Grund, welches zeitgleich auch die öffentlichen Bedürfnisse abdeckt.

Die Vertreter der SBB, Grundeigentümer Enver Jashari und dessen Architekt sowie die Vertreter der Politischen Gemeinde Aadorf verfolgten das gemeinsame Ziel möglichst alle Bedürfnisse in diesem Projekt abzudecken. Nebst den Interessen dieser drei Parteien, gilt es zudem die Anforderungen der Postauto Schweiz AG zu erfüllen. Die neuen Fahrzeuge, welche künftig den Bahnhof Aadorf bedienen, benötigen genügend Platz zum Kreuzen und auch die Ein- und Ausfahrtsituation in die Bahnhofstrasse muss dringend verbessert werden. Zudem wird beim Bushof, aufgrund der neuen Linienführung, beidseitig eine Buskante gebaut.
Dank der gemeinsamen Planung von Bushof, Perronsanierung, Neubau und Verlegung des Kioskes sowie dem geplanten Neubau von Enver Jashari können die funktionalen Anforderungen optimal erfüllt werden. Der Bahnhof Aadorf soll ein Begegnungsraum werden, welcher die Bedürfnisse der Zug- und Buskunden wie auch die verkehrssicherheitsrelevanten Themen abdeckt. Der Bushof wird für den mobilisierten Individualverkehr vollkommen gesperrt, sprich es gibt ein allgemeines Fahrverbot. Dies erfolgt zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Nebst den neuen Gebäuden, dem neuen Bushof und der Überdachung, soll auch der Freiraum nicht vergessen werden. Vor dem neuen Kioskgebäude entsteht eine passende Situation, welche die bestehende Umgebung aufnimmt und auch den ökologischen Aspekt berücksichtigt.
Weitere Informationen zum Projekt finden sie
hier.
Bahnhofaufwertungen im Kontext der Region
Pendlerstromauswertungen zeigen, dass 85% der Beschäftigten in einer Agglomeration arbeiten und dabei 20% aller Pendlerwege ihren Ursprung im Umland haben. Die meisten dieser Wege werden mit dem Auto zurückgelegt. Das Strassennetz ist überlastet und vielfach beansprucht, der Strassenausbau ist hingegen schwierig und politisch kaum erwünscht. Durch einen möglichst frühen Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr, Fuss und Velo sollen auch künftig die Mobilitätsbedürfnisse mit möglichst geringen Einbussen der Lebensqualität befriedigt werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei Verkehrsdrehscheiben.
Was nach Grossstadt klingt, ist auch für Regionen wie die Regio Wil von zentraler Bedeutung. Wer dabei an grosse Bahnhöfe wie St.Gallen, Zürich, Bern, Basel etc. denkt, liegt schon richtig aber eben nicht ganz. Auch Bahnhöfen wie Aadorf, Eschlikon, Sirnach, Uzwil und natürlich Wil kommt eine entscheidende Funktion als Verkehrsdrehscheibe zu. Unter Verkehrsdrehscheiben werden Orte verstanden, an denen von einem Verkehrsträger auf den anderen Umgestiegen wird. Der Bund unterscheidet dabei fünf (sechs) verschiedene Typen (
vgl. Sachplan Verkehr) :
- Hauptdrehscheiben einer grossen Agglomeration (ÖV > ÖV/Sharing/Fuss und Velo, zB. Bahnhof St.Gallen, Bahnhof Winterthur)
- Sekundäre Drehscheiben einer grossen Agglomeration (ÖV > ÖV/Sharing/Fuss und Velo, zB. Bahnhof St.Gallen St.Fiden)
- Drehscheibe einer mittleren/kleinen Agglomeration (ÖV/MIV > ÖV/Sharing/Fuss und Velo, zB. Bahnhof Wil, Frauenfeld)
- Drehscheibe eines regionalen Knotens (ÖV/MIV > ÖV/Sharing/Fuss und Velo, zB. Bahnhof Uzwil, Sirnach, Eschlikon, Aadorf, Münchwilen, Tobel-Tägerschen, Bazenheid)
- Drehscheibe zur MIV-Bündelung (MIV > ÖV/MIV, zB. Bettwiesen, Bronschhofen, Lütisburg)
- + kleine dezentrale P+R (MIV > ÖV/MIV, zB. Carpooling AA Sirnach)
Verkehrsdrehscheiben oder Multimodale Drehscheiben, wie sie auch genannt werden, sind mehr als ein Parkhaus oder eine Bahnhaltestelle. Sie zeichnen sich aus durch
- ein multimodales Angebot: Auto, ÖV (Fern-, Regional- und Ortsverkehr), Fuss und Velo, Sharing-Angebot
- eine gelungene städtebauliche und raumsparende Gestaltung
- eine einfache Orientierung und Information
- den Mehrwert auf der Reise durch Einkaufen, Dienstleistungen, Gastronomie
- und sind attraktiv für Wohnen und Arbeiten in bestens erschlossener Lage
Verkehrsdrehscheiben im Rahmen des Agglomerationsprogramms (AP)
Bereits im AP der 2. Generation wurde ein Fokus auf die Qualität der Bahnhöfe gelegt und entsprechende Massnahmen aufgenommen: Aufwertung Bahnhof Wil (Mn ÖV 1.1, Bahnhof Uzwil (Mn ÖV 1.2) und Regionale Bahnhaltepunkte Sirnach, Münchwilen und Bronschhofen AMP (Mn ÖV 1.4). Zeit für ein Resümee und einen Ausblick in die Zukunft. Denn viele Gemeinden haben den öffentlichen Raum Bahnhof und den Auftrag der BehiG-Umsetzung als Chance erkannt und überprüfen den Bahnhof und seine Funktion umfassend. So sind in der Region gerade mehrere Projekte in unterschiedlichen Phasen im Gang. Details darüber finden sie
hier.